Pistole

Pistole

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Pis|to|le [pɪs'to:lə], die; -, -n:
handliche Schusswaffe mit kurzem Lauf:
jmdn. mit der Pistole bedrohen.
Syn.: Colt, Kanone (salopp scherzh.), Revolver.

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Pis|to|le 〈f. 19
1. kurze Handfeuerwaffe
2. 〈17./19. Jh.〉 ursprünglich spanische, dann auch französische u. deutsche Goldmünze
● sich auf \Pistolen duellieren ein Duell mit Pistole austragen; jmdm. die \Pistole auf die Brust setzen 〈fig.〉 jmdn. unter Drohungen zu etwas zwingen, jmdn. zu einer Entscheidung drängen; seine Antwort kam wie aus der \Pistole geschossen ohne dass er überlegte, schnell, rasch [Waffe: <tschech. pistal „Pfeife, Rohr, Pistole“; Münze: Übertragung von der Waffe od. <ital. piastruola „kleine Metallplatte“; → Piaster]

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1Pis|to|le , die; -, -n [spätmhd. (ostmd.) pitschal, pischulle < tschech. pi̓št'ala, eigtl. = Rohr, Pfeife, zu: pi̓skat = pfeifen, ursprünglich lautm.]:
kleinere Faustfeuerwaffe mit kurzem Lauf:
jmdn. mit der P. bedrohen;
jmdm. die P. auf die Brust setzen (ugs.; jmdn. ultimativ zu einer Entscheidung zwingen);
wie aus der P. geschossen (ugs.; ohne langes Überlegen, ohne Zögern: die Antwort kam wie aus der P. geschossen).
2Pis|to|le , die; -, -n [vgl. frz., engl. pistole, H. u.]:
frühere, urspr. spanische Goldmünze.

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I
Pistole
 
[französisch, von italienisch piastola, Verkleinerung von piastra »Metallplättchen«] die, -/-n, Münzwesen: deutsche Bezeichnung für den seit 1537 ausgeprägten spanischen Doppelescudo, der zum Vorbild für den französischen Louisdor wurde. In den deutschen Staaten wurden im 18./19. Jahrhundert die nach dem Vorbild des Louisdors geprägten 5-Taler-Stücke als Pistolen bezeichnet.
 
II
Pistole
 
[von tschechisch píšt'ala, eigentlich »Pfeife«, »Rohr«] die, -/-n, Waffenwesen: kurzläufige, mit einer Hand zu bedienende Handfeuerwaffe (Faustfeuerwaffe) für Selbstverteidigung und Nahkampf sowie für sportliche Zwecke (in der Regel Luftpistole und Kleinkaliberpistole). Die seit Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlichen Selbstladepistolen haben ein im Griff untergebrachtes Stangenmagazin für 6-10 Patronen, v. a. hierdurch unterscheiden sie sich von den Revolvern mit drehbarem Trommelmagazin. Selbstladepistolen verfügen entweder über einen fest stehenden Lauf mit Federverschluss (das beim Schuss zurückgleitende Verschlussstück wird durch eine Feder wieder nach vorn geführt) oder über einen beweglichen Lauf, der zusammen mit dem Verschluss (verriegelter Verschluss) zurückgleitet. Durch Zurückziehen des Verschlussstücks samt Lauf wird das Schloss gespannt und eine Patrone in das Patronenlager eingeführt. Nach dem Abfeuern wirkt ein Teil der Pulvergase auf die Patronenhülse und treibt sie gegen das Verschlussstück, das dadurch samt Hülse zurückgleitet. Auf diese Weise wird das Schloss selbsttätig wieder gespannt, die abgeschossene Hülse ausgeworfen und beim Vorgleiten eine neue Patrone in den Lauf eingeführt. Pistolen sind nur auf geringe Entfernungen (25-50 m) treffsicher. Die heute in Gebrauch befindlichen Armeepistolen haben ein Gewicht von etwa 1 kg, das gebräuchlichste Kaliber beträgt 9 mm, die Mündungsgeschwindigkeit je nach Lauflänge 320-360 m/s.
 
 
Als Urform der Pistole kann das Mitte des 14. Jahrhunderts auftretende, einen im Verhältnis zu anderen Handfeuerwaffen kürzeren Schaft besitzende Faustrohr angesehen werden. Mit der Einführung des Luntenschlosses Mitte des 15. Jahrhunderts entwickelte sich die Pistole zu einer vom Gewehr abgrenzbaren eigenständigen Waffenart. Eine entscheidende Verbesserung der Vorderladerpistole brachte die Erfindung des Radschlosses Anfang des 16. Jahrhunderts, die Pistole (zum Teil auch doppelläufig) wurde hierdurch ab etwa 1550 neben Degen und Säbel zur Hauptwaffe des Kavalleristen. Im 17. Jahrhundert wurde die Radschlosspistole durch die Steinschlosspistole abgelöst. Die Erfindung des Perkussionsschlosses (um 1830) führte zur Entwicklung der Sonderform Revolver, die erste einsatzfähige Hinterladerpistole (mit Nadelzündung) baute 1845 der Franzose Casimir Lefaucheux (* 1802, ✝ 1852). Anfang des 20. Jahrhunderts konnte sich die um die Jahrhundertwende entwickelte Selbstladepistole gegenüber dem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts dominierenden Revolver durchsetzen, die erste derartige Waffe war die 1893 konstruierte »C 93«, Vorläufer der Parabellum.
 
 
F. Wilkinson: The illustrated book of pistols (London 1979);
 I. V. Hogg u. J. Weeks: P. aus aller Welt. Enzykl. der P. u. Revolver seit 1870 (a. d. Engl., 1988);
 G. Bock u. a.: Hb. der Faustfeuerwaffen (81989).
 

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1Pis|to|le, die; -, -n [spätmhd. (ostmd.) pitschal, pischulle < tschech. píšt'ala, eigtl. = Rohr, Pfeife, zu: pískat = pfeifen, ursprünglich lautm.]: kleinere Faustfeuerwaffe mit kurzem Lauf: eine schwere, kleinkalibrige P.; die P. raucht; die P. laden, entsichern, ziehen, auf jmdn. richten, reinigen; Solnemann fuhr zurück, als hätte ihm jemand eine P. vorgehalten (Sebastian, Krankenhaus 195); jmdn. auf -n fordern (früher; jmdn. zum Duell mit Pistolen fordern); jmdn. mit der P. bedrohen; mit der P. auf jmdn. zielen, schießen; nach der P. greifen; *jmdm. die P. auf die Brust setzen (ugs.; jmdn. ultimativ zu einer Entscheidung zwingen); wie aus der P. geschossen (ugs.; ohne lange zu überlegen, ohne Zögern): die Antwort kam wie aus der P. geschossen.
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2Pis|to|le, die; -, -n [vgl. frz., engl. pistole, H. u.]: frühere, urspr. spanische Goldmünze: ∙ Ihr sucht für den Rittmeister in Unna eins (= ein Pferd) zu dreißig -n (Immermann, Münchhausen 164).

Universal-Lexikon. 2012.

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